Das Jahr 2020

(geschrieben am 14. december 2020)

COVID-19

Das Jahr 2020 wird als Corona-Jahr in die Geschichte eingehen. Corona-Viren sind nichts Neues. Wir kannten sie schon durch Erkältungen und durch die Atemwegserkrankungen SARS und MERS, aber dieses Mal haben wir es mit einer sehr widerwärtigen Variante, nämlich COVID-19, zu tun. Sie ist nicht sehr ansteckend und auch nicht unbedingt tödlich, vor allem nicht für gesunde jüngere Menschen. Die Sterblichkeit ist zum Glück nicht so hoch. Ältere Menschen mit schwacher Gesundheit und mit Übergewicht bilden die größte Risikogruppe. Wiederholter intensiver Kontakt mit kranken Trägern des Virus‘ ist die bedeutendste Quelle für die Infektion.
Bestimmte Bevölkerungsgruppen sind auch stärker betroffen als andere. Es gibt auch Missverständnisse bezüglich der Definition. Was ist ein Corona-Toter? Missverständnisse über die Zahl der Infektionen: Wenn man niemanden testet, findet man 0 Infektionen, und wenn man eine Million Menschen testet, findet man einen bestimmten Prozentsatz, der mehr aussagt als eine einfache Zahl von Infektionen, die man gefunden hat. Eine Sache der Anschauung. Zum Glück sind verschiedene Impfstoffe in Sicht. Das ging schnell, weil dank der vorhergehenden Corona-Infektionen schon etwas ‚Vorarbeit‘ geleistet wurde und weil sehr viel Geld zur Verfügung stand und eine Reihe bürokratischer Schritte beschleunigt wurden.

Wenn unsere Regierung, die sich nicht durch große Tatkraft auszeichnet, jetzt schnell das Impfprogramm auf die Beine stellt, kann das gesamte Problem in einigen Monaten gelöst sein. Das könnte schon im Mai 2021 möglich sein, wobei das Wetter im Frühjahr dazu beitragen würde, weil die Gefahr, dass das Virus ‚überspringt‘, im Freien viel geringer ist als in geschlossenen Räumen. Ich habe schon im Februar 2020 in einem Artikel darauf hingewiesen.

Das Virus wird niemals mehr verschwinden. Wir müssen lernen, damit zu leben, aber mit den richtigen Impfungen muss dieses COVID-19 besser zu beherrschen sein als die normale Grippe (Influenza). Und dann wird in kurzer Zeit das Leben wieder seinen normalen Gang gehen.

Veterinäre

Spezialisierte Tierärzte arbeiten oft mit großen Populationen von Tierarten wie Geflügel, Tauben, Rindern, Schweinen und Pferden. Folglich haben Tierärzte häufig mehr Erfahrung und Wissen in Bezug auf Infektionskrankheiten als Humanmediziner. Es ist kein Zufall, dass bekannte Virologen aus den Niederlanden und Belgien wie Prof. Dr. Ab Osterhaus und seine Nachfolgerin bei der Erasmus-Universität Prof. Dr. Marion Koopmans und Prof. Dr. Steven Van Gucht in Belgien Veterinäre sind.

COVID vs PMV

Wenn ich Covid mit einer Viruserkrankung bei Tauben vergleichen müsste, zum Beispiel mit PMV, sehe ich gewaltige Unterschiede: Die Infektionsgefahr ist bei PMV viel größer und die Sterberate ebenfalls bis zu >75%. Auch die Inkubationszeit ist bei PMV viel länger.
Für unsere Tauben steht uns glücklicherweise ein hervorragender PMV-Impfstoff zur Verfügung. Dieses Paramyxo-Virus ist 1981 nach Westeuropa gekommen und wird auch nicht mehr verschwinden. Wenn man die Jungtauben 2 Mal impft und danach jedes Jahr ein Mal, bekommen sie niemals PMV. Kommen die Tauben dann doch mit Paramyxo in Berührung, bekommen sie gratis einen Boost, denn so funktioniert das bei diesen Virusinfektionen, und auch beim Menschen ist es genau dieselbe Geschichte. Eine natürliche Infektion durchzumachen, ist die beste ‚Impfung‘, die man bekommen kann. Bei manchen Krankheiten braucht man danach niemals wieder geimpft zu werden, bei anderen Krankheiten dagegen wohl, zum Beispiel bei Influenza, weil die Immunität nur kurz bestehen bleibt, mit anderen Worten zu niedrig ist, und das gilt also auch für PMV. Bei Corona wird es wohl auch so sein, dass man jedes Jahr geimpft werden muss, um ausreichend immun zu sein.

Neue EU-Verordnung in 2021

Hoffen wir, dass wir 2021 rechtzeitig mit der Reisesaison beginnen können, aber es lauert schon eine neue Gefahr in Form einer neuen unangekündigten EU-Verordnung, die, wie die Dinge jetzt liegen, weitreichende und üble Folgen für unser wunderbares Hobby und unseren Sport haben kann.
Die EU hat in ihrer ‚unergründlichen Weisheit‘, ich möchte eher sagen ‚blödsinnigen Regulierungszucht‘,  beschlossen, dass u.a. Tauben ab dem 21. April 2021 nur EU-Binnengrenzen überschreiten dürfen, wenn sie drei Wochen vorher, also vor jedem Transport, immer wieder erneut von einem Amtstierarzt begutachtet werden. Mit anderen Worten: völlig unmöglich und dramatisch für den Taubensport in Westeuropa. Einen ganzen Wirtschaftszweig, bei dem viele Millionen Euro in Umlauf sind, mit einem Federstrich lahm zu legen, kann doch nicht sein.

Lobbyieren

Auf verschiedenen Ebenen betreibt der Taubensport international Lobbyarbeit, um dem einen Riegel vorzuschieben. In den Niederlanden über den WOWD mit unserem hervorragenden Vorsitzenden Leo van der Waart und in mehreren anderen Ländern wie Belgien und Deutschland über deren Verbindungen zur Verwaltung. Wenn es dann doch trotz der Intervention bei den nationalen Stellen  problematisch bleiben sollte, wird der FCI so schnell wie möglich auf europäischer Ebene seinen Beitrag leisten. Der FCI-Vorsitzende fragte mich, ob ich zur Verfügung stände und natürlich halte ich mich bereit, wenn es nötig ist. Als mir der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) eine Einladung schickte, bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Mexiko 1968 Tauben aufzulassen, war ich sofort Feuer und Flamme, um nach Mexiko zu fliegen. Diese Einladung verdankte ich natürlich meinem Vater Piet, Spitzname The Flying Dutchman oder auch der „Papst des Taubensports“, der in der ganzen Welt Superkontakte hatte und lobbyieren konnte wie kein anderer. Er war auch jahrelang Kontaktperson für die wichtigsten ausländischen Gäste der NPO, weil er alle ‚Großen‘ kannte, die sein umfangreiches Wissen in Bezug auf die Auslese von Tauben benötigten, um im Taubensport an die Spitze zu kommen. Während der Eröffnungszeremonie standen nach dem Einmarsch der Athleten alle Sportler nach Ländern getrennt in Reihen aufgestellt, wie es sich gehört. Nur die niederländische Delegation stand undiszipliniert kreuz und quer durcheinander. Das ist eine Eigenschaft der Holländer, und auch dadurch gehen die Corona-Zahlen jetzt wieder in die Höhe, gefolgt von allen leidigen Maßregeln und deren Auswirkungen. In China ist das Problem beinahe gelöst und das auch dank der strengen Disziplin und dem energischen Vorgehen: Quarantäne, viel testen, getrennte Krankenhäuser. Sie impfen jetzt auch schon in großem Stil, und kürzlich hörte ich, dass der chinesische Impfstoff auch schon im Marokko verimpft wird.

Aktuelle Probleme

Das aktuelle Problem bei unseren Rennpferden der Lüfte ist jetzt vor allem Paratyphus auch bei geimpften Tauben, aber das wird Sie nicht überraschen, wenn Sie meine Meinungen und Artikel darüber verfolgen. Auch Paramyxo sehen wir noch regelmäßig, sowie hin und wieder ein paar Trichomonaden, Kokzidien und Würmer.
Das Adeno-Coli-Syndrom oder die klassische Jungtierkrankheit (‚Young pigeon desease syndrom‘ = YPDS) finden wir während dieser Jahreszeit eigentlich niemals. Dass die klassische YPDS (Jungtierkrankheit) ausschließlich durch das Rota-Virus verursacht wird, scheint ätiologisch (ursächlich für das Entstehen) und epidemiologisch (Art der Verbreitung) zu kurz gedacht. Dort, wo schnelle Sterblichkeit eine wesentliche Rolle spielt, fanden wir allerdings oft Rota.

Wir werden diese gesamte Problematik weiter beobachten und auch die Wirkung des Rota-Impfstoffes testen.

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