Probleme beim Legen

ahr für Jahr werden wir während der Zuchtperiode von Züchtern konsultiert, weil ihre Täubinnen nicht legen bzw. unregelmäßig legen. Das Letztere gilt für Täubinnen, die sehr spät, z.B. mehr als zweieinhalb Wochen nach dem Anpaaren, legen oder „schlechte“ Eier produzieren wie ein oder zwei Windeier. Manchmal sieht man auch Eier mit schwacher, zu dünner Schale oder Eier mit rauer Schale.

Eileiterentzündung

Fast alle diese Probleme weisen auf eine Eileiterentzündung hin (Tauben haben keine Gebärmutter sondern einen Eileiter.). Häufig wird angenommen, dass dem ein Mangel an Kalk zugrunde liegt, aber damit stimme ich, wie so oft, nicht überein. Eine einfache Behandlung mit dem richtigen Antibiotikum oder mit einer Kombination von mehreren Antibiotika führt in mehr als 80% der Fälle wieder zu normalen Eiern, ohne dass zusätzlich Kalk (Kalzium) gegeben wird. Der Eileiter steht über die Kloake mit der Außenwelt in Verbindung, aber die Kloake steht auch mit dem Darm in Verbindung, denn der mündet auch in die Kloake. An der linken Seite der Kloake mündet die Eileiteröffnung. Außerdem münden hier noch zwei weitere Ausführgänge, nämlich die Harnleiter. Ferner sitzt in der dorsalen (oberen) Wand der Kloake die sogenannte Bursa Fabricii. Das ist ein lymphatisches Organ, das beim Immunitätsaufbau der Taube eine Rolle spielt. Wenn die Taube älter wird, bildet sich das Organ zurück. Man kann das mit der Thymusdrüse bei Säugetieren vergleichen.

Circo-Viren

Sie können sich vorstellen, dass es – normal gesagt – in der Kloake von Bakterien wimmelt. Meistens sind das gutartige Bakterien, aber es sind auch bösartige Exemplare darunter. Und wenn „genug“ von den Letzteren vorhanden sind, kann das zu Entzündungen im Bereich der Kloake führen.
Sehr bekannt sind dabei die Circo-Viren, die die Bursa Fabricii infizieren können. Als Folge davon kann sie nicht richtig funktionieren, was wiederum zur Folge hat, dass zu wenig Widerstandskraft aufgebaut werden kann. Vor etwa acht Jahren wurden ziemlich viele Kollegen durch dieses Circo-Virus sehr nervös. Es sollte die Ursache für allerlei Ungemach sein wie Sterblichkeit von kleinen Jungen und von Ausbrüchen von „Adeno-Coli“. Ich habe daran nicht so sehr geglaubt, denn ich hatte in meiner Klinik schließlich 40 Jahre Erfahrung mit Tauben und hatte in all diesen Jahren keine einzige neue Krankheit in Erscheinung treten sehen, außer Paramyxo im Jahr 1983.

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass bei einem hohen Prozentsatz von Jungtauben Circo-Viren in der Bursa Fabricii nachweisbar waren und dass es in vielen Fällen dadurch keine medizinischen Probleme gab. Es kann natürlich doch so sein, dass durch die Herabsetzung der allgemeinen Widerstandskraft leichter Jugendkrankheiten entstehen können, wie z.B. bei Coli, aber Circo-Viren sind dann nicht die primäre Ursache. Manchmal werden Ausbrüche der Krankheit durch PMV-Impfungen auch auf Circo-Viren zurückgeführt. Ich glaube jedoch eher, dass das durch Impfungen kommt, die im Fall von PMV während der Inkubationszeit von 6 Wochen gemacht wurden, oder durch den Gebrauch von „verkehrten“ Impfstoffen, das heißt von verfallenen oder falsch gelagerten Impfstoffen sowie durch nachlässiges Einspritzen usw.