Rückblick auf die Saison

Kokzidienproblemen

Blicken wir auf die Saison 2016 zurück, können wir feststellen, dass es medizinisch gesehen nicht viel Neues unter der Sonne gab. Allerdings gab es in bestimmten Monaten durch den vielen Regen und der daraus folgenden hohen Feuchtigkeit erhebliche Probleme mit Kokzidien. Das hatten wir eigentlich seit Jahren nicht mehr erlebt.
Viele dachten, dass Kokzidiose eigentlich kein Problem mehr wäre, und so schien es auch. In den vergangenen Jahren sahen wir nur noch wenig ernsthafte Kokzidiosefälle, aber dann kam die nasse Saison 2016. Wir fanden regelmäßig schwere Kokzidieninfektionen.
Manchmal waren die Tauben nicht mager und der Kot noch recht gut. Aber die Tauben kamen nicht in Form, häufig waren Gefieder und Muskeln etwas spröde. Das ähnelte dann manchmal sogar dem „trockenen Schnupfen“, dem großen Übel des Taubensports der vergangenen 45 Jahre. Darauf habe ich auch schon so oft in Rede und Schrift hingewiesen. Durch die richtige klinische Untersuchung und eine einfache Kotprobe wurden Kokzidien als Übeltäter entlarvt. Während wir ein bis zwei Oozysten (eine Art Eier des Protozoons Kokzidie) pro Bildfeld des Mikroskops als akzeptabel ansehen, fanden wir manchmal 20 bis 30 Oozysten, also zehn bis zehn bis zwanzig Mal so viel.

Behandlung Kokzidiose

Zum Glück kann Kokzidiose hervorragend mit einer einfachen Tablette behandelt werden. Und die dazu auch noch formsteigend wirkt, wie wir in den vergangenen Jahren festgestellt haben. Werden die Tabletten kurz vor dem Einkorben verabreicht, bekommen die Tauben sozusagen einen Boost und kommen in Topform mit einem 1. national als Folge, wie wir in der vergangenen Weitstreckensaison erleben durften.
Das ist keine unbekannte Erscheinung. Die Tauben leiden zum Beispiel an einer leichten Ornithose, die behandelt wird. Durch diese Behandlung werden alle möglichen Bakterien beseitigt, die Tauben fühlen sich besser, die Form steigt, und die Tauben bringen hervorragende Leistungen. Das wissen wir zum Beispiel aufgrund der Durchführung der richtigen Ornithosebehandlungen kurz vor dem Einkorben, wenn die Tauben nicht ganz „glatt“ waren. Selbst röchelnde Tauben mit nassen Augen kamen nach bestimmten Injektionen innerhalb kurzer Zeit in Superform. Offensichtlich behindern eine Reihe von Bakterien in den oberen Luftwegen (u.a. Nase, Augen, Nebenhöhlen) die Tauben derart, dass sie nicht in Form kommen  und sich weniger gut orientieren können und weniger motiviert sind.

Bei Kokzidiose und auch bei Trichomoniasis gilt dieselbe Gesetzmäßigkeit. Vernichtet man die Krankheitserreger, kommen die Tauben schnell in Form, das Gefieder wird weicher und glatter, der Kot wird besser, und die Daunen fallen vermehrt. Im Fall von Kokzidiose muss man allerdings den Schlag desinfizieren (u.a. mit einem Brenner), um die Oozysten im Kot abzutöten und so den Vermehrungszyklus zu unterbrechen.

Grosse Verluste

2016 gingen leider wieder zu viele Tauben verloren. Sowohl alte als auch junge Tauben und auch eine Reihe „bewährter Renner“. Das ist schmerzlich. Zum Glück kommen etliche noch wieder zurück. In Bezug auf die Jungtaubenverluste ist schon viel gesagt und geschrieben worden. Das hat längst nicht immer etwas mit vermeintlichen Krankheiten zu tun, das ist sonnenklar. Wir können von Taubenzüchtern lernen, die sehr wenig Tauben verlieren. Man muss versuchen, eine Art gemeinsamen Nenner zu finden, auf den die geringeren als allgemeinen Verluste zurückzuführen sind. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass es immer weniger Taubenzüchter und also auch Schläge gibt, sodass „verirrte“ Tauben nicht so schnell einen Schlag finden.

Registrierte Tiermedikamente

Auf vielen Taubenveranstaltungen und Foren, an denen ich in aller Welt teilnehme, wird regelmäßig die Frage gestellt, ob neue Medikamente im Kommen sind. Die Antwort lautet kurz und knapp: „Nein.“ Die Entwicklung neuer Medikamente für den Taubensport ist praktisch unbezahlbar. Wir sprechen hier über Hundertausende von Euros, und dann dauert es auch noch Jahre, und die Medikamente werden höchstens in ein paar Ländern registriert. Viele der „Taubenmedikamente“ in den Niederlanden, Belgien, Deutschland, England und Polen sind illegal. Sie sind nicht (nirgendwo) registriert! Europäische Behörden werden immer hellhöriger und tauschen mehr und mehr Daten über diese illegalen Mittel aus. Websites mit illegalen Mitteln werden von den Behörden besucht, und hier und da wird dagegen vorgegangen. Dass die Tierärzte selbst Arzneimittel zubereiten (Dispensierrecht) ist in Europa auch kaum noch erlaubt, wie man in den Gesetzen nachlesen kann.

Doping

Wegen Doping hat es am Ende der Saison besonders in Belgien etwas Aufregung gegeben. Verschiedene „Große“ wurden genannt. Das ist nicht gut für den Sport. Der Name Morphin ist gefallen. Für den KBDB ist das eine problematische Sache, aber sie haben, sehr vernünftig, eine wissenschaftliche Kommission (WAC), die abwägt und dann den KBDB informiert. Die Problematik dreht sich manchmal nicht mehr darum, „ob etwas gefunden wird“ sondern “wie viel gefunden wird“ von einem Produkt, das auf der Dopingliste steht. Mit anderen Worten: Es muss wissenschaftlich im Hinblick auf den Mindestwert (Level) untersucht werden, oder welcher Wert kann erklärbar sein durch „Verunreinigungen“ in Futtermitteln, und welche Werte sind zu hoch und können dadurch nicht erklärt werden. Eine schwierige Materie.

PCR-Methode

Übrigens sind beim Befund bestimmter Krankheitserreger (Bakterien) bei unseren Tauben durch z.B. die PCR-Methode (Die Polymerase Chain Reaction = Polymerasekettenreaktion ist ein spezielles  Verfahren, das der Identifikation von u.a. Bakterien und Viren anhand ihrer DNA dient.) die Ergebnisse auch nicht immer eindeutig schwarz oder weiß. Kurz gesagt ist zum Beispiel im Fall von Salmonellen (Paratyphus) der Nachweis einer „geringen Zahl“ von Salmonella-Bakterien nicht mehr gleichbedeutend mit der Diagnose Paratyphus. Auch hier müssen wir also lernen, mit einer Mindestgrenze (Mindestlevel) umzugehen und solche Befunde sorgfältig zu interpretieren. Interessant ist, dass die tägliche Praxis das eigentlich schon immer bestätigt hat. Ich sage es schon seit vielen Jahren immer wieder: „Es geht hier nicht darum, was man an potenziellen Krankheitserregern finden kann, sondern wie viel davon (Infektionsdruck).“ Dies gilt besonders für Bakterien un Viren und nicht für Parasiten wie Würmer. Und dann ist da auch noch die individuelle Widerstandskraft der Taube. Wenn diese, in einfachen Worten gesagt, mit der Anzahl der Krankheitserreger im Gleichgewicht ist, wird es kaum Probleme geben.

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