Sinn und Unsinn über Schimmelpilzinfektionen
Bei Tauben kommen Schimmelpilzinfektionen selten vor, und wenn sie schon mal vorkommen, dann in erster Linie aufgrund von schlechter Unterbringung, feuchten Schlägen, schlechter Versorgung usw. und damit einhergehend eine schlechte allgemeine Verfassung und sekundär geschwächte kranke Tauben.
Aspergillose
Früher schon habe ich einen Artikel über dieses Thema geschrieben. Darin ging es vor allem um Aspergillose, eine Schimmelpilzinfektion, die durch Aspergillus fumigatus verursacht wird. Dieser kann sogar für Menschen mit schwacher Gesundheit ansteckend sein. Man nennt das eine Zoonose. In meinem Berufsleben sehe ich höchstens einige Fälle pro Jahr, und wir haben doch weltweit eine sehr große Praxis. Beim letzten Mal sah ich eine Infektion mit Aspergillus im Luftsack, die sich bis in die Bauchhöhle ausgebreitet hatte. Bei diesen Fällen sieht man auch die typischen, meist runden sogenannten Aspergillomen. Natürlich hatten diese Tauben Probleme bei der Atmung, wodurch sie mager wurden und schlechten Kot absetzten.
Candida albicans
Des Weiteren gibt es noch eine andere Schimmelpilzinfektion, die aber eigentlich ein Hefepilz ist. Der Name ist Candida albicans. Dieser Hefepilz kommt bei Tauben auf den Schleimhäuten der Kehle und des Kropfes vor. Er kann nur dann Probleme verursachen, wenn er weiße Beläge verursacht, die Diphteriesymptomen gleichen, aber diese sind gelb. Die Beläge können auch Knubbeln von Trichomonaden ähneln, wenn sie gelblichweiß hinten im Schnabel oder an den Seiten des Schnabels sitzen, aber die sind weicher.
Wenn man von diesen Knubbeln einen Abstrich macht, kann man einfach und schnell die richtige Diagnose stellen. Der erfahrene Tierarzt hat dafür übrigens kein Mikroskop nötig, sondern stellt die Diagnose dank seiner Erfahrung im Handumdrehen aufgrund der Farbe, der Konsistenz, der Lokalisation und weiterer Symptome.
Das Vorhandensein von Hefen und Schimmelpilzen bei einem Abstrich hat normalerweise keine Bedeutung, es sei denn, dass in der Kehle/Schnabelhöhle weiße Beläge sitzen oder dass es andere klinische Probleme gibt. Kehlabstriche sind also sehr ungeeignet, um die Diagnose zu erstellen, weil diese Hefen und Schimmelpilze auch bei vollkommen gesunden Tauben in hervorragender Form regelmäßig vorkommen.
Als ich am Anfang meiner Laufbahn diese Art von Schimmelpilzen in Kehlabstrichen fand, habe ich Tests durchgeführt, und die Bedeutung ihres Vorhandenseins mit und ohne Behandlung untersucht. In 98% der Fälle verschwanden diese Schimmelpilze ohne Behandlung innerhalb von zwei Tagen. Wir haben eine große Taubenklinik und können also Krankheitsfälle genau beobachten und Tests durchführen. Dadurch haben wir uns ein enormes Knowhow erworben.
Wenn Schimmelpilze und Hefen schon mal vorkommen, dann ist das meistens in nassen Perioden. Jetzt haben wir zufällig eine sehr heiße und trockene Taubensaison erleben dürfen und demzufolge haben wir noch weniger Schimmelpilze gefunden als in nassen Saisons. Umso mehr überrascht es mich, dass manche Kollegen in der Saison 2018 so oft Schimmelpilze finden. Sehr merkwürdig…
Schimmelpilze spielen selten eine Rolle
Bierhefe kann auch den Sporen von Schimmelpilzen wie Candida ähneln, und aus dem Kot von allen Tauben können wir normalerweise Schimmelpilze isolieren. Meistens handelt es sich um die sogenannten Torulopsis-Arten, und mit ein bisschen Fantasie kann man die dann auch wieder im Schnabel, in der Kehle und im Kropf der Tauben finden. Alles vollkommen normal, kein Grund zur Beunruhigung und noch weniger für Panik. Eine Behandlung ist in diesen Fällen nicht nötig. Sogar sinnlos!
Wie viele Missverständnisse gibt es doch im Taubensport, wie oft werden die Taubenzüchter doch von manchen Schreiberlingen für dumm verkauft und wie viele Tierärzte sind inkompetent. Die Lehre aus diesem Artikel sollte sein, dass Schimmelpilze bei unseren Tauben eigentlich selten eine Rolle spielen und dass wir, wenn sie doch auftreten sollten, vor allem nach den ursprünglichen Ursachen suchen müssen, die es möglich machen, dass eine Schimmelpilzinfektion auftreten kann. Das können feuchte Schläge, schimmeliges Stroh, Übervölkerung und schlechte Versorgung sein.
Von enormer Bedeutung: die oberen Atemwege
Wenn es darum geht, vor allem mit Jungtauben stark zu reisen, ist eine Sache von enormer Bedeutung und das sind die oberen Atemwege, und da ganz besonders die Nasennebenhöhlen und die Schleimhäute der Augen mit den dazugehörigen Tränenkanälen.
Ich habe das von Kindesbeinen an von meinem weisen Vater gelernt, der das schon vor 60 Jahren herausgefunden hatte und viel über die Bedeutung von weißen Nasen und glänzenden Körpern sprach.
Wenn man die Köpfe glatt, die Nasen schneeweiß und die Augen trocken halten kann, ist man bestens aufgestellt. Fragt das nur die Spezialisten aus dem Antwerpener Raum und da ganz besonders in der Gegend rund um Berlaar (Einsatzstelle Bevel). Außer hervorragenden Tauben, guten Schlägen (trocken und frei von Zugluft), einer ausgeklügelten Fütterung und dem nötigen Training haben diese Männer beinahe ohne Ausnahme eine regelmäßige, verantwortungsbewusste, spezielle medizinische Begleitung. Auf diese Art und Weise bleiben die Tauben fit und spulen problemlos 4 Nationalflüge von um die 500 km herunter und dazu zwischendurch die nötigen Mittelstrecken- und Trainingsflüge.
Und dann sagen manche Besserwisser, dass „sie umso besser fliegen, je weniger man macht“. So viel über ‚dumm halten‘. Aber es sieht natürlich besser aus, wenn man die Welt glauben macht, dass die eigenen Tauben so gut sind, dass sie nichts nötig haben, und warum sollte man die Konkurrenz schlauer machen? Ihr versteht jetzt wohl ein bisschen besser, woher der Wind weht?
Auf Podiumsgesprächen in der ganzen Welt sage ich immer, dass es im Taubensport nur um 5 Dinge geht:
- gute Tauben
- gute Versorgung
- gute Begleitung, sowohl in Bezug auf Training als auch auf Fütterung und Medizinisches
- optimale Motivation
- Topform im richtigen Moment, guten Wind und ein bisschen Glück.
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