(Tier-)Medikamente

Antibiotika bilden die wichtigste Gruppe von Medikamenten (Tiermedikamente) im Taubensport. Aufgrund der Art und Weise, wie der Taubensport ausgeübt wird, gibt es enorme Infektionsmöglichkeiten, und das besonders während der gemeinschaftlichen Transporte während der Reisesaison.

Krankheiten wie der Ornithosekomplex, Trichomoniasis, E-Coli-Infektionen, Kokzidiose und Befall mit Würmern sind in dieser Reihenfolge die wichtigsten „Spielverderber“, natürlich neben den bedeutenden viralen Krankheiten wie Paramyxo und Pockendiphterie. Bemerkenswert ist, dass zum Beispiel Paratyphus (Salmonellose) während der Reisesaison 10 Mal weniger vorkommt als während der kalten und nassen Saison (September bis März). Es sieht ein bisschen danach aus, als würden sich die Tauben in einer Reihe von Fällen die Paratyphusinfektion während der Reisesaison zuziehen, die dann aber erst während der Mauser zum Ausbruch kommt. Die Tauben sind dann also latent infiziert (ohne irgendwelche Symptome) und bekommen durch die vermeintliche Schwächung als Folge der Mauser und der kalten und nassen Jahreszeit den sogenannten klinischen Paratyphus (mit direkt erkennbaren Symptomen).

Impfstoffe

Es wird Ihnen, lieber Leser, vielleicht aufgefallen sein, dass ich Circoviren und Herpesviren nicht erwähnt habe. Der Grund dafür ist, dass ich überzeugt bin, dass diese Viren überall bei unseren Tauben vorhanden sind und, im Gegensatz zu beispielsweise E-Coli-Bakterien und Chlamydien, keine Rolle von Bedeutung spielen. Und wenn es dann Tierärzte gibt, die Circovirus-Impfstoffe (in erster Linie für Schweine entwickelt) empfehlen, um dem ‚Adeno-Coli‘-Syndrom vorzubeugen, habe ich damit doch einige Probleme. Dasselbe gilt auch für die Herpes-Combi-Impfstoffe. Die Hälfte derer, die es gebrauchen, denkt, dass es wirkt und die andere Hälfte denkt, dass es nicht wirkt. Davon habe ich nichts. Das ist für mich völlig ungenügend. Ein Impfstoff muss zu mindestens 75% wirksam sein, wenn Sie verstehen, was ich meine. Bei Paratyphus-Impfstoffen sieht es übrigens nicht viel besser aus. Die einzigen Impfstoffe, die gut wirken, sind die gegen Paramyxovirose (beinahe 100%) und Pockendiphterie (ich würde sagen 75%). Der Rest ist ‚teure‘ Hoffnung!

Antibiotikaresistenz

Ich habe ein paar interessante Artikel über Antibiotikaresistenz und die Beziehung Mensch/Tier gelesen. Daraus geht hervor, dass sich die Ansichten innerhalb von etwa zehn Jahren komplett geändert haben. Antibiotika haben bei vielen Laien einen bedenklichen Ruf. Das kommt durch die Resistenzproblematik, die hier und da durch den unverantwortlichen Gebrauch beim Menschen aber auch in der intensiven Tierhaltung aufgetreten ist. Antibiotika waren und sind natürlich bitternötig, um bakterielle Infektionskrankheiten zu bekämpfen.

Interessant zu wissen, ist, dass ‚Antibiotika-Resistenz‘ nichts Neues ist und schon jahrhundertelang in Bakterien vorhanden war, lange bevor Antibiotika durch den Menschen als Arzneimittel entdeckt wurden. (Sir Alexander Fleming entdeckte das Penicillin schon 1929, aber es wurde erst 1941 durch Florey und Chain kommerzialisiert.) Bakterien schützen sich so gegen natürliche Antibiotika, die von anderen Mikroorganismen in ihrer nahen Umgebung produziert werden. Das Vorhandensein von Resistenz-Genen im Mikrobiom (die Bakterienbesiedlung im Darm) von Personen, die niemals mit Antibiotika in Kontakt kamen, wurde kürzlich noch durch Forschungen untermauert, die am Resistom (Ansammlung von Resistenz-Genen im zum Beispiel Mikrobiom) eines Yanomami-Indianerstammes aus dem Amazonasgebiet gemacht wurden. Dieser Stamm von Jägern und Sammlern, der erst 2009 entdeckt wurde, lebt völlig isoliert von der Außenwelt, und die Mitglieder dieses Stammes sind noch niemals mit Antibiotika in Berührung gekommen. Trotzdem wurden mehrere Dutzend von verschiedenen Resistenz-Genen (Resistom) in ihrem Mikrobiom gefunden.

Adeno-Coli Syndrom

Übrigens können Resistenzen auch zwischen krank machenden und nicht krank machenden Bakterien ausgetauscht werden. Darum ist es wichtig, nicht nur die Antibiotika zu untersuchen, sondern auch die Entwicklung des Resistoms genau zu beobachten. Ich bin überzeugt – und das sage ich schon seit mehr als 30 Jahren – dass ‚Adeno-Coli‘ oder die ‚Jungtierkrankheit‘ hauptsächlich ein E-Coli-Problem ist und dass manchmal das eine Mittel besser wirkt als das andere. Darüber hinaus gibt es auch einen jährlichen Wechsel der wirksamen Stoffe. Das alles verschafft mir seit ebenso vielen Jahren den Eindruck, dass sich die ‚Resistenz‘ der Coli-Bakterien schnell ändern kann.

Immer mehr wird durch wissenschaftliche Forschung bestätigt, dass meine Erfahrungen aus der Praxis und meine daraus gezogenen Schlussfolgerungen richtig waren: Circo-Viren spielen bei dieser Geschichte (‚Adeno-Coli‘-Syndrom) eine untergeordnete Rolle. Der Name wurde übrigens vor etwa 30 Jahren durch den Kollegen Pol Lemahieu und dem Unterzeichneten eingeführt.

Die meisten Antibiotika wurden an allen möglichen Orten in der Welt im Erdboden entdeckt. Sie wurden häufig aus Schimmelpilzen im Erdboden gewonnen und danach chemisch analysiert und professionell in Laboratorien produziert. Es sind also eigentlich in ihrer Ursprungsform Naturprodukte.

Dauer der Antibiotikabehandlung

Ein anderes interessantes Thema in Bezug auf Antibiotika ist die Dauer der Behandlung.Wir befürworteten im Allgemeinen eine relativ kurze Behandlung, besonders im Fall von Ornithosekomplex.

Das auch schon seit mehr als 40 Jahren. Dafür gab es ziemlich viel Kritik aus wissenschaftlicher Ecke. Aber auch hier stellt sich jetzt wieder heraus, dass wir einen vorausschauenden Blick hatten, weil wir Tag und Nacht mit dieser Problematik zu tun haben und die Fälle auch langfristig beobachten. Was hat sich nämlich bei einer Art vergleichbaren aktuellen wissenschaftlichen Untersuchung, unter anderem bei AMC in Amsterdam, herausgestellt: Dass bei im Krankenhaus aufgenommenen Patienten mit Lungenentzündung die 3-tägige Behandlung genauso gut gewirkt hat wie bei der Vergleichsgruppe, die 8 Tage Antibiotika bekommen hatte. Übrigens hat jede Krankheit ihre eigene optimale Behandlungsdauer, und dabei gibt es übrigens einen großen Unterschied zwischen Wissenschaft und Praxis. Ich habe gelernt, der Praxis mehr zu glauben als der Wissenschaft. Bakterien werden vor allem resistent, wenn die Antibiotika zu niedrig dosiert werden, und außerdem gilt: Je länger die Antibiotikabehandlung dauert, umso größer wird die Gefahr, dass sich Resistenzen entwickeln. Wohlgemerkt: Eine Kur zu beenden, sobald der Patient (Mensch oder Tier) deutlich Besserung zeigt, führt eigentlich nicht zu Resistenz. Vor langer Zeit habe ich darüber schon nachgedacht. Durch ein Antibiotikum werden die Bakterien geschwächt, und diese geschwächten oder toten Bakterien wirken vielleicht wie eine Art ‚Autovaccin‘: körpereigene geschwächte Antigene, die von den eigenen Antikörpern vernichtet werden. Dank der Antibiotika! Aufgrund umfangreicher und langer Erfahrung wissen wir also, wie lange eine optimale Behandlung dauern sollte.

Es wäre interessant, anhand von ‚Modellen‘ zu berechnen, welches Durchschnittsalter ein normaler Mensch erreichen würde, wenn es keine Antibiotika gäbe.

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